Susanne Hassepaß ist Expertin für Video- und Filmproduktion und -Marketing in Berlin. Mit der erfolgreichen Video-Agentur feinfilm erstellt sie und ihr Team Imagefilme und Werbespots für Unternehmen. Mit seosupport unterhielt sich Susanne Hassepaß darüber, wie die Unternehmensführung in Corona-Zeiten geworden ist, über die neuen Video-Trends und was feinfilm so erfolgreich macht.
Frau Hassepaß, bitte stellen Sie uns doch einmal Ihr Unternehmen sowie Ihre Kernleistungen vor. Wann haben Sie Ihr Unternehmen gegründet? Was hat Sie damals zu diesem Schritt bewogen?
Susanne Hassepaß: Mit feinfilm helfen wir unseren Kunden dabei, ihren Umsatz zu steigern oder Mitarbeitende zu gewinnen, mithilfe von Videomarketing. Das heißt, wir produzieren nicht nur maßgeschneiderte Videos, sondern bewerben diese dann auch mit Kampagnen und Landingpages, um vorher definierte Ziele zu erreichen.
Gegründet habe ich bereits 2005 während meiner Ausbildung zur Mediengestalterin. Ich wollte schon immer selbständig sein und bin damals einfach zum Gewerbeamt gegangen, so nachdem Motto „erstmal anmelden und dann weitersehen.“ Tatsächlich war das dann der erste entscheidende Schritt und daraus ist nach und nach eine ganze Agentur erwachsen.
Inwiefern unterscheidet sich feinfilm – in ein, zwei Sätzen – von anderen Videoagenturgruppen im Markt?
Susanne Hassepaß: Wir drehen nicht einfach nur schöne Bilder, sondern arbeiten performancebasiert. Wir produzieren Videos, die nachweislich auch konvertieren. Ich komme aus dem Trailergeschäft und weiß, wie Videos aufgebaut sein müssen, damit sie bei der Zielgruppe die gewünschte Aktion auslösen, wie zum Beispiel auf einen Link zu klicken oder etwas zu bestellen.
Was ist Ihre persönliche Motivation?
Susanne Hassepaß: Meine Hauptmotivation sind mein Team und meine Kunden. Wir haben eine coole Truppe aufgebaut und gemeinsam täglich Neues zu entwickeln, das unsere Kunden wirklich weiterbringt, ist ein schönes Gefühl.
Wir haben in den letzen anderthalb Jahren viel Neues erleben dürfen beziehungsweise müssen. Was war Ihr schönstes Erlebnis in den Corona-Phasen?
Susanne Hassepaß: Als der erste Lockdown begann und 100% unserer Projekte abgesagt wurden, hatte ich ehrlich gesagt einen der schönsten Momente. Eigentlich stand in dem Moment viel auf dem Spiel, weil unklar war, wie lange alles gehen würde und ob wir die nächsten Jahre überhaupt nochmal Dreharbeiten machen dürfen. Doch gleichzeitig habe ich mich gefreut, weil ich auf einmal Zeit hat, all die Dinge für uns strategisch umzusetzen, die ich schon lange vorhatte. Wir haben unser eigenes Marketing neu erfunden, so wie wir es normalerweise für unsere Kunden machen und konnten zusehen, wie es funktioniert, so dass wir 2 Monate später angefangen haben, neue Mitarbeitende einzustellen. Das war ein toller Moment!
Was haben Sie als Geschäftsführerin einer Werbeagentur gelernt? Was sind Ihre persönlichen Erkenntnisse aus der Krise?
Susanne Hassepaß: Zum einen war es wieder spannend zu sehen, dass die Krise eben nicht für alle eine Krise war, sondern für viele war es auch ein Wachstumsbooster. Die Frage ist also zum einen, wie kann ich jede Krise also Chance nutzen, um vorwärts zu kommen, statt zurückzufallen, zum anderen gab es aber auch Geschäftsmodelle, die wirklich absolut keine Möglichkeit hatten, in dieser Situation neue Wege zu gehen. Da wäre die Frage, mal grundsätzlich zu überdenken, wie man sich diversifizierter aufstellen kann oder ob man in Zukunft bewusst mit diesem Risiko leben möchte.
Und natürlich ist so eine Krise immer auch ein Stabilitätstest und das war sie auch für mich. In der Theorie überlegt man sich viel, aber ob es dann so aufgeht sieht man erst, wenn es soweit ist.
Wie haben Sie die Bindung zwischen Ihnen, Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch Kunden in Zeiten der Pandemie organisiert? Und was macht das mit der Unternehmenskultur? Die Marketingbranche lebt ja davon, dass man sich ständig im Austausch befindet.
Susanne Hassepaß: Da wir zwei Standorte haben, in München und in Berlin, waren wir zum Teil bereits so organisiert, dass nicht alle am selben Ort zusammenarbeiten. Das war definitiv ein Vorteil. Ganz neue Mitarbeitende einzuarbeiten, während sie dauerhaft im Homeoffice sind, war natürlich eine Herausforderung, vor der wir Respekt hatten und wir waren im Nachhinein beidseitig überrascht, wie gut das geklappt hat. Für unsere Unternehmenskultur war es dennoch eine große Veränderung. Vor Corona hatten wir regelmäßig Netzwerktreffen, bei der alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden zusammenkamen, um sich auszutauschen, Filme zu schauen und Spaß zu haben. Das ist vollständig weggebrochen und fehlt uns, ebenso wie die morgendlichen Umarmungen zu Begrüßung, die verlernt sind und so schnell nicht wiederkehren werden.
Wie haben die MitarbeiterInnen auf die neuen Prozesse und Strukturen reagiert?
Susanne Hassepaß: Exrem gut, da es keine großen Überraschungen gab. Wir besprechen die aktuelle Lage sowieso regelmäßig und als wir z.B. das Büro umgeräumt haben, um größere Abstände zu ermöglichen, hat jeder zunächst seinen Traumplan entworfen und präsentiert und wir haben gemeinsam entschieden, was sich am besten umsetzen lässt.
Immer mehr Unternehmen, aber auch Institutionen, Städte und Gemeinden setzen zunehmend den Imagefilm als Werbung für ihren Standort ein. Es sollten Eindrücke vermittelt werden, Neugierde entstehen, authentischer Charme versprüht werden. Worauf kommt es aus Ihrer Sicht hierzulande besonders an?
Susanne Hassepaß: Menschen interessieren sich immer für Menschen und wir leben in einer Zeit, in der es leichter ist, mit seiner Persönlichkeit Werbung zu machen, als mit dem Brand selbst. Unternehmensgründer sind das Gesicht Ihrer Firma und dieses Gesicht wollen Kunden einfach sehen! Das Internet an sich ist schon eine sehr anonyme Sache, deshalb ist es um so wichtiger, viel Persönlichkeit zu investieren und in den meisten Fällen lieber den Schritt vor die Kamera zu wagen, als eine Animation „vorzuschieben“. Wir wollen immer wissen, was sind das für Leute, die hinter dem Unternehmen, der Gemeinde, dem Verein stecken: Verstehen sie meine Bedürfnisse? Könnte ich mich mit ihnen austauschen? Passe ich dazu?
Welchen Mehwert bringen Video-Elemente auf der Homepage?
Susanne Hassepaß: Zunächst binden Videos die Aufmerksamkeit des Webseitenbesuchers. Dadurch verweilen Besucher länger auf der Seite, weil sie das Video schauen und das wiederum wird von Google gemessen. Die Seite wird als relevanter eingestuft und kann dadurch ein besseres Ranking in den Suchergebnissen erzielen.
Unabhängig von diesen technischen Details ist ein großes Ziel der Videos, Vertrauen aufzubauen und Inhalte einfach zu erklären. Dadurch steigt maßgeblich die Wahrscheinlichkeit, dass der Besucher zum Käufer oder zum Lead wird. Eine höhere Konversion wiederum führt auch dazu, dass Google die Seite als hilfreich einstuft, was wiederum auch die Position verbessern kann.
Welche aktuellen Trends in Video finden Sie besonders spannend?
Susanne Hassepaß: Aufwendige Effekte, die man eigentlich nur aus Hollywood-Produktionen kennt, werden vermehrt in stark vereinfachter Form in kleinen Videos umgesetzt. Wir nutzen das auch sehr viel und bekommen damit viel Aufmerksamkeit. Der allgemeine Trend ist natürlich die große Schlacht um die Aufmerksamkeit und den noch krasseren und stärkeren Effekt und ich frage mich, wann wir an dem Punkt sind, an dem man es nicht mehr steigern kann.
Welche Medien nutzen Sie, um auf dem Laufenden zu bleiben oder sich zu inspirieren?
Susanne Hassepaß: Ich nutze oft die Facebook Ads Library oder YouTube für die Recherche. Aber ich habe auch ein großes Netzwerk aus Marketern, mit denen ich mir neuste Entdeckungen gegenseitig zusende und wir so auch versuchen, unsere „Blase“ zu durchbrechen, in der man schnell online landet durch seine Profile. Weiterhin finde ich Nischennetzwerke wie z.B. Jodel sehr interessant, weil sie authentischer sind.
Blitz-Fragen:
Ihr Rat für junge Gründerinnen und Gründer?
Susanne Hassepaß: Nicht zu viel durchdenken, lieber ausprobieren und auf Feedback reagieren.
Für welches Unternehmen würden Sie gerne einmal ein Video drehen?
Susanne Hassepaß: Für Produkte im Bereich Food haben wir täglich Ideen, da würde ich gern mal was machen, was knallt.
Welche geniale Geschäftsidee erleichtert Ihnen die alltägliche Arbeit?
Susanne Hassepaß: Ich teste ständig die neusten Onlinetools. Zuletzt habe ich Texau für mich entdeckt und viele Marketingjobs automatisiert.
Das mit Abstand spannendste Projekt war…
Susanne Hassepaß: Ein Trailer für das ZDF, bei dem wir gefühlt das gesamte Sendematerial des kommenden Jahres vorab zum Sichten bekommen haben und damit kreativ werden durften.
Was wünschen Sie sich für Sie selbst als Unternehmerin?
Susanne Hassepaß: Ich möchte mir immer den großen Spaß, den ich mit und bei der Arbeit habe, behalten.
Frau Hassepaß, wir danken für Ihre interessanten Antworten.