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âContent is kingâ – dass gute Inhalte gute Werbung ausmachen, ist eine bekannte Wahrheit, an die sich jedoch nur die wenigsten halten, wenn es um Online-Marketing fĂŒr das eigene Unternehmen geht. Woran liegt das? Oder anders gefragt: Wie sieht die RealitĂ€t beim Content-Marketing fĂŒr viele Marken und Produkte aus?
Die Crux mit dem inhaltlichen Mehrwert
Content-Marketing umfasst eine ganze Reihe von MaĂnahmen und Techniken, die alle das Ziel haben, Kunden mit informierenden und unterhaltenden Inhalten von einer Marke oder einem Unternehmen zu ĂŒberzeugen. Dazu steht den Marketern eine ganze Reihe von Content-KanĂ€len und -Arten offen – von BlogbeitrĂ€gen, Videos und Streamings ĂŒber Studien und Ratgebern bis hin zu Linkaufbau durch SEO-optimierte Texte. Die klassische Variante, eine Geschichte zu erzĂ€hlen, ist und bleibt der Text. Doch noch immer werden diese zu hĂ€ufig ganz brachial mit Keywords gespickt, um sie bei Google möglichst weit oben zu positionieren. Das Resultat sind dabei meist Ă€sthetisch indiskutable Texte, die nicht nur die potenziellen Kunden und Leser als Spam klassifizieren, sondern mittlerweile auch von Suchmaschinen als solcher identifiziert werden.
Marken und Unternehmen brauchen Charakter
Doch es lĂ€uft nicht mehr ĂŒberall so, erfreulicherweise nehmen bessere Inhalte mit Mehrwert zu – und zwar so sehr, dass sie teilweise sogar Ăberhand nehmen. Der Autor und Blogger Mark Schaefer sprach in diesem Zusammenhang kĂŒrzlich sogar von einem âContent Shockâ: Immer mehr gute Inhalte verwöhnen Webseitenbesucher, die in Anbetracht der Menge der zu konsumierenden Informationen zunehmend gelangweilt sind. Wie kann man diese aus PR-Sicht fatale Situation beenden? Durch Resignation und einer RĂŒckkehr zu inhaltlich und Ă€sthetisch irrelevanten Inhalten? Keineswegs. Marken und Unternehmen brauchen Charakter, und den bekommen sie durch Storytelling. Und das ist nicht nur ein Trend im Online-Marketing, sondern basiert auf KonsumentenwĂŒnschen: Zufolge einer Umfrage wĂŒnschen sich ĂŒber 90 Prozent der Befragten, dass Unternehmen ihre Werbung wie eine Geschichte aufbauen.
Storytelling funktioniert wie ein antikes Drama
Der Unterschied von Storytelling zu Content-Marketing liegt in der Vereinfachung der Informationen, die dem Rezipienten oder Kunden vermittelt werden sollen. Das heiĂt aber nicht, dass Informationen als Teil der Marketing-Strategie grundsĂ€tzlich nicht mehr gefragt sind. Es bedeutet vielmehr, dass Fakten und Produkt-Kenntnisse ergĂ€nzt werden durch einzigartige, individualisierte Geschichten, die sowohl den Intellekt als auch die Emotionen ansprechen. Storytelling ist demnach ein wenig so aufgebaut, wie ein antikes Drama: Der Held der Geschichte gerĂ€t in eine Problemlage oder einen Konflikt und löst ihn am Ende (mit Hilfe des werbenden Unternehmens bzw. seines Produkts). Was sehr starr klingt, lĂ€sst sich in der Praxis in vielerlei Weisen umsetzen. Wichtig bei allen Formen der Umsetzung ist jedoch, dass das Storytelling â in welchem Medium es auch passiert, den Rezipienten interessiert, ihn emotional anspricht und ihn so fĂŒr sich einnimmt, so dass er am Ende die Geschichte mit anderen teilt.
Formen des Storytelling im Online-Marketing
Storytelling kann in vielen Medien und mit unzĂ€hligen Geschichten umgesetzt werden. Werbevideos, BlogbeitrĂ€ge, Reportagen, Livestreaming oder nutzergenerierte Inhalte eignen sich, um eine gute Geschichte zu transportieren. Und die Einsatzmöglichkeiten sind ebenso breit gefĂ€chert: Ob ProduktprĂ€sentation oder Unternehmensgeschichte, emotionales Storytelling generiert â wenn es gut ausgefĂŒhrt wird â echte Aufmerksamkeit und Emotionen, die Voraussetzung fĂŒr eine langfristige Kundenbindung.
Wie kann gelungenes Storytelling nun im Details aussehen? Ein Rezept, das immer und fĂŒr jedes Unternehmen funktioniert, gibt es nicht. Aber einige Grundlagen, die man kennen muss, um gute Geschichten zu erzĂ€hlen:
- Was möchte ich kommunizieren? Bevor man eine Geschichte erzĂ€hlen kann, sollte man sich darĂŒber klar sein, welche Botschaft damit wem vermittelt werden soll. Einfacher gesagt: Wer Ăpfel verkauft, verkauft nicht einfach Obst, sondern Frische und Vitamine. Wer Wolle vertreibt, verkauft seinen Kunden KreativitĂ€t und das schöne GefĂŒhl, etwas mit den eigenen HĂ€nden geschaffen zu haben und nicht bloĂ Naturfaser. Es geht beim Storytelling um das âWarum?â, nicht so sehr um das âWas?â
- In welche Art der Geschichte verpacke ich meine Botschaft? Die Art und Weise, wie man seine Botschaft verpackt, hÀngt immer ein wenig vom Unternehmen und dem Produkt ab. Wahre Geschichten können von echten Kunden erzÀhlt werden, im Mittelpunkt steht eine Erfahrung mit dem Produkt. Man kann allerdings durchaus auch fiktionales Storytelling betreiben, wenn die Geschichte nur gut erzÀhlt ist. Es kommt weniger auf Wahrhaftigkeit an als auf AuthentizitÀt.
- Lassen Sie Ihr Publikum an der Geschichte teilhaben. Sie erzĂ€hlen fĂŒr Ihre Kunden und damit fĂŒr Ihr Publikum. Das heiĂt auch, dass Ihr Publikum nicht nur emotional und gedanklich an der erzĂ€hlten Geschichte teilhaben muss, sondern auch interaktiv. Gutes Storytelling lebt von Reaktionen, davon weitergegeben, bzw. in Zeiten der sozialen Medien, geteilt zu werden. Storytelling ist immer dann ein Erfolg, wenn das Publikum die vermittelte Botschaft an Freunde und Bekannte weitergibt und so auch Ihr Produkt bzw. Ihr Unternehmen weiterempfiehlt. Gestalten Sie also einen ErzĂ€hlrahmen, der genau das ermöglicht.