31. August 2021

Rechtsanwalt Dr. Klaus Lodigkeit, LL. M.: “Ohne eine digitale Identität kann heute kein Unternehmen mehr existieren.”

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Dr. Klaus Lodigkeit, LL. M. ist ein ausgewiesener Spezialist im Internetrecht, IT-Recht und Medienrecht. Er ist seit über 15 Jahren in diesen Gebieten hoch spezialisiert tätig. Mit seosupport unterhielt sich Dr. Klaus Lodigkeit über die Zusammenhänge und Besonderheiten im Internet-Recht, über die aktuellen Entwicklungen im IT- und Medienrecht und über die Bedeutung der digitalen Reputation.

 

 

 

Herr Dr. Lodigkeit, Sie sind Rechtsanwalt, was genau machen Sie eigentlich?

Dr. Klaus Lodigkeit: Wir beraten Unternehmen aus den Branchen Medien, IT und Internet – oder solche, die mit den Branchen zu kämpfen haben. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die digitale Reputation. Wir gehen gegen den schlechten Ruf im Internet vor. Es gibt immer wieder Neider und Kampagnen, die extrem geschäftsschädigend sein können. Hier haben wir schon in unzähligen Fällen helfen können, auch vor Gericht, auch mit einem vollen Obsiegen gegen Google beispielsweise (jüngst LG Hamburg 324 o 99/21) oder auch gegen Anwälte sogar, die es eigentlich wissen müssen. Ebenso konnten wir eine umfangreiche Negativkampagne gegen ein Unternehmen der öffentlichen Hand beseitigen, auch hierzu gibt es ein Potpourri von positiven Gerichtsentscheidungen. Ferner geht es um Firmen, rund um das Thema IT und Wettbewerb. Denen helfen wir etwa bei der Vertragsgestaltung und der Ausgestaltung von Kampagnen. Das Datenschutzrecht erfordert erhöhten Beratungsbedarf bei vielen Unternehmen. Hier helfen wir gern, um teure Bußgelder für unsere Mandanten zu vermeiden. Spannend ist es auch, unsere Mandanten bei ihren neuen E-Commerce-Projekten von der Idee bis zur Umsetzung rechtlich zu betreuen.

Was hat Sie motiviert Rechtsanwalt zu werden?

Dr. Klaus Lodigkeit: Es waren sicherlich nicht die Anwaltsserien aus den USA. Die gab es zum Entscheidungszeitpunkt hierzulande noch gar nicht.  Ein gewisses Gerechtigkeitsempfinden und die vielfältigen Möglichkeiten, sich zu spezialisieren, haben zu meiner Berufswahl geführt. Als Anwalt erhalte ich einen großen Einblick in verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Sein Wissen anzubieten und den Mandanten zum Teil auch beim wirtschaftlichen Überleben zu helfen, sind wesentliche Gründe für meine Tätigkeit. Der Beruf bietet bei jeden neuen Mandant immer wieder die Möglichkeit, der Gerechtigkeit zumindest ein Stück näher zu kommen.

War es für Sie immer klar, sich auf IT und Medienrecht zu fokussieren oder hatten Sie auch einmal andere Pläne, wie sich Ihr Kanzleischwerpunkt weiterentwickeln sollte? Was hat Sie bei den Themen IT und Medien fasziniert?

Dr. Klaus Lodigkeit: Der Kanzleischwerpunkt stand seit 1997 fest. Wie so Viele – meines Jahrgangs – hatte ich mit dem C 64 Commodore angefangen und einen Informatik-Kurs in der Schule belegt. Dann wiederum wurde an der Universität das Thema IT und Medien eher stiefmütterlich behandelt. Bei einigen Kursen durch Anwälte wurde mir der Bereich näher gebracht und mein Interesse am Tätigkeitsfeld geweckt. Bei der ersten IT-Anwältin in Hamburg fing ich dann 1997 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an. Kein Arbeitsfeld ist so breit, wie das IT- und Medienrecht. Dazu gehört insbesondere das Hard- und Software-Recht, das E-Commerce-Recht, das Vertragsrecht, das Datenschutzrecht und die Datensicherheit.

Welche Stationen Ihres Bildungsweges waren für Ihre heutige Tätigkeit von besonderem Gewicht?

Dr. Klaus Lodigkeit: Prägend war natürlich auch mein zweijähriger Aufenthalt in den USA. Hier habe ich bei dem leider viel zu früh verstorbenen Professor Raymond Nimmer studiert, einem führenden „IT-Lawyer“ der USA, Autor unzähliger IT-Rechtsbücher, der u. a. den Uniform Computer Information Transactions Act (UCITA) mitgestaltete. Unter ihm schrieb ich auch meine Magister Arbeit über „Intellectual Property Rights in Computer Programs in the USA and Germany“. Danach folgte noch eine Anstellung bei der Kanzlei Brown & Sims als Trainee Lawyer, hierdurch bekam ich einen guten Einblick in das Prozessrecht. Den allerersten Eindruck in das Medienrecht bekam ich aber durch meinen Doktorvater, Prof. Marian Paschke, der auch das unter Juristen bekannte Standardwerk zum Medienrecht veröffentlicht hat.

Was ist das Besondere am Internet-Recht?

Dr. Klaus Lodigkeit: Eine sich immer verändernde Materie, die sich von einer Randmaterie in den 1990er Jahren hin zu einer Art Hauptfach für Juristen entwickelt hat. Denn im wirtschaftlichen Leben ist E-Commerce nicht mehr zu wegzudenken.

Interessant dabei ist, wie schnell ein Unternehmer im Internet groß werden kann, und wie Recht und Reputation und SEO dabei helfen können. Die Interessen unserer Mandanten zu schützen, ist die wichtigste Aufgabe unserer Kanzlei.

Als Querschnittsgebiet umfasst das IT-Recht – wie kein anderer Bereich – verschiedenste Rechtsgebiete. Dazu gehören unter anderem Zivilrecht, Marken-/Domain-Recht, Telekommunikationsrecht, öffentliches Recht (Datenschutzgrund-Verordnung, IT-Vergabe), Gesellschaftsrecht. Dabei freuen wir uns, unsere Expertisen und Erfahrung für unsere Mandanten einzusetzen.

Das Rechtsgebiet ändert sich fortwährend. Denn technologische Fortschritte erfordern rechtliche Antworten. Ein Bespiel ist die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Kaum ein Unternehmen kann auf ChatBots oder ähnliches mittlerweile verzichten. Auch dazu beraten wir unsere Mandant umfangreich.

Wie haben Sie denn Ihre ersten Mandanten gewonnen? Was waren dabei Ihre größten Überraschungen?

Dr. Klaus Lodigkeit: Im Freundes- und Bekanntenkreis warteten bereits die ersten Fälle. Ich hatte Freunde, die Firmen hatten. Wie so viele Unternehmer hatten aber auch die ihre Hausanwälte und setzen stillschweigend einen ersten Erfolg voraus, damit sie wechseln. Der kam im Wettbewerbsrecht. Und so entwickelten sich langjährige Mandate. Besonders im Zivilverfahren besteht ein mentaler Druck aufgrund von Fristen und Pflichten für unsere Mandanten zu erfüllen.

Können Sie uns ganz bestimmte typische Probleme nennen, die Ihre Klienten haben?

Dr. Klaus Lodigkeit: Wir begleiten unsere Mandanten bei neuen IT-Projekten von der ersten Idee bis hin zur Realisierung. Dabei schützen wir die Interesse der Mandaten im Internet. Der Schutz der Reputation im Internet ist eine Frage der Existenz für unsere Mandanten. Daher gehen wir dabei sorgsam und zügig vor.
Der Beratungsbedarf hinsichtlich datenschutzrechtlicher Fragestellungen ist sehr hoch. Dort helfen wir unseren Kunden Fehler zu vermeiden und ihre Interesse auch außergerichtlich durchzusetzen.

E-Commerce erfordert eine Anpassung von Verträgen oder die Erstellung von Verträgen. Dazu zählen beispielsweise Software- oder Influencer-Verträge.

Es gibt über 165.000 zugelassene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte in Deutschland. Anhand welcher Indizien erkennt man eine gute Rechtsanwaltskanzlei? Was zeichnet Ihrer Ansicht nach eine/n gute/n Rechtsanwalt/in aus? 

Dr. Klaus Lodigkeit: Eine gute Kanzlei „lebt“ von einer Fachanwaltschaft und einer umfangreichen Spezialisierung. Wichtig dabei sind gute Fachinformationen im Internet und umfangreiche Prozesserfahrung. Erfolgreich geführter Prozesse sind das „Aushängeschild“ einer Kanzlei. Der Rechtsstreit und die Anwendung des aktuellen Rechts ist fordernder und anspruchsvoller als die Anwendung des aktuellen Rechts in der außergerichtliche Beratung. Ein guter Rechtsanwalt kann nicht nur die rechtlichen Probleme der Mandanten analysieren, sondern kann diese dem Mandanten erläutern und seine Interesse außergerichtlich und gerichtlich durchzusetzen. Dabei gehen rechtliche und kommunikative Fähigkeit „Hand in Hand“.

Welche Qualifikationen bzw. welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit im Bereich des IT- und Medienrechts vorteilhaft bzw. notwendig? 

Dr. Klaus Lodigkeit: Ohne umfangreiche IT-Kenntnisse kann der Anwalt im IT- und Medienrecht nicht bestehen. Dabei ist Interesse an technischen Voraussetzungen sicher sehr hilfreich, um Mandanten beispielsweise im Bereich der Software-Entwicklung helfen zu können. Die Fachanwaltschaften sind wichtig, um hinsichtlich der rechtlichen Herausforderungen bestehen zu können. Hierbei kann auch ein vertiefendes Masterstudium helfen.

Kommunikative Fähigkeiten und Kenntnisse der Fachkultur der IT-Branche sind wichtige Voraussetzungen, um bei der Mandantschaft, Gerichten und Geschäftspartnern erfolgreich zu sein.

Was sind die aktuell spannendsten Fragen im Bereich IT und Medien aus Ihrer Sicht?

Dr. Klaus Lodigkeit: Es gibt drei spannende Entwicklungen.

  1. Neue Technologien hinsichtlich autonomen Fahrens oder Künstlicher Intelligenz führen zu brandaktuellen Fragestellungen, u.a. im Bereich des Zivilrechts, insbesondere des Deliktsrechts, bzw. des Öffentlichen Rechts, bspw. des Datenschutzrechts.
  2. Die aktuelle Rechtsprechung führt zu einer Ausweitung des Urheberrechts in Softwareprozessen. Dabei müssen Auftraggeber sehr aufpassen, auch hierbei beraten wir unsere Mandanten.
  3. Zudem kritisiert die Rechtsprechung die Monopolstellung von Giganten wie Amazon. Dazu gibt es brandneue aktuelle Urteile hierzu. Deutsche Gerichte wagen sich etwas.

Was ist Ihr Rezept, um über eine lange Zeit erfolgreich zu sein?

Dr. Klaus Lodigkeit: Dazu gehört Interesse an neuen Technologien und den damit verbundenen rechtlichen Problemen. Wichtig ist dabei, die aktuelle Judikatur immer im Auge zu behalten. Oberstes Erfolgsrezept ist eine gelungene Kommunikation mit den Kunden.

Bei der Übernahme von Mandaten ist es wichtig, nur die Fälle zu übernehmen, die man auch übernehmen will und kann. Entscheidend ist hierfür eine gute Kommunikationsbasis mit den Mandanten.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die sich für eine Karriere als Rechtsanwälte im IT- und Medienrechte interessieren? 

Dr. Klaus Lodigkeit: Interesse an technologischen Entwicklungen sowie an diversen Fragestellungen im Bereich des Zivilrechts und Öffentlichen Rechts sind ratsam. Daneben sollte im Schwerpunkt die richtige Wahl getroffen werden. Im Rahmen von Praktika bei Unternehmen und Kanzleien sollten die erworbenen Rechtskenntnisse durch die Praxis „abgerundet“ werden.

Welche Schnittmengen sehen Sie zwischen Ihnen als Fachkanzlei und uns als Unternehmen für digitale Reputation?

Dr. Klaus Lodigkeit: Die Steuerung der digitalen Reputation hängt auch fast automatisch mit der Abwehr von Reputationsverletzungen zusammen. Ohne eine digitale Identität kann heute kein Unternehmen mehr existieren. Der „Kampf um Kunden“ in diesen Bereich ist sehr hoch. Dabei sollte aktiv gegen „Negative Campaigning“ vorgegangen werden. Insofern kann man hier verzahnt zusammenwirken.

Blitzfragen:

Hätten Sie heute einen Beruf weit ab von einer juristischen Tätigkeit – welcher wäre das?

Dr. Klaus Lodigkeit: Pilot

Welche geniale Geschäftsidee erleichtert Ihnen die alltägliche Arbeit?

Dr. Klaus Lodigkeit: Ihre Apps!

Gibt es eine Persönlichkeit, die Sie besonders in Ihrem beruflichen Leben inspiriert (hat)?

Einige Selfmade-Personen.

Welche Medien nutzen Sie, um auf dem Laufenden zu bleiben oder sich zu inspirieren?

Dr. Klaus Lodigkeit: Alle!

Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview, Herr Dr. Lodigkeit!