29. April 2020

Susanne Rodeck von der Video-Agentur avidere: Videoinhalte bleiben deutlich länger im Bewusstsein

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Susanne Rodeck hat 12 Jahre Führungserfahrung in einem weltweit agierenden Konzern im Bereich Operations und Marketing sammeln können, baute das Geschäft in Deutschland, Griechenland, Indien und Rumänien auf. Mit ihrer Video-Agentur avidere produziert sie in Berlin für kleine und mittelständische Unternehmen sowie Start-ups, Verbände und Großunternehmen Imagefilme, Recruitingfilme, Erklärvideos sowie zahlreiche weitere Video-Formate. 

 

 

Die Pandemie und dadurch eingeführten Maßnahmen der Isolation nagen nicht nur an der persönlichen Ausgeglichenheit, sondern sind auch eine schwere Zeit für viele Unternehmen. Um weiterhin aktiv zu bleiben und nicht komplett still zu stehen, ist es ein Muss, sich in die digitale Welt zu verlagern. Welche Schritte halten Sie für notwendig, um sich als Unternehmen in der jetzigen Zeit digital aufzustellen?

Susanne Rodeck: Da persönliche Kontakte so gut es geht vermieden werden, müssen Unternehmen auf digitale Kommunikationswege ausweichen. Dies ist sowohl in der internen Kommunikation und Organisation wichtig, beispielsweise mit einem guten Termin-Management- und Datentransfer-Tool und einer Software für Video-Calls, von der inzwischen wohl jeder Unternehmer Gebrauch gemacht hat. Auch für Bildungseinrichtungen und Beratungsunternehmen oder beispielsweise Fitness-Coaches ist es wichtig, digitale Produkte, wie Webinare und Workouts für Zuhause anzubieten. Personen, die zuhause bleiben, sind über solche Angebote dankbar. All diese Schritte müssen von einer guten Online-Kommunikation unterstützt werden, damit bestehende Kunden und neue Interessenten von dem geänderten Angebot erfahren. Doch die digitale Umstellung ist nicht nur kurzfristig sinnvoll. Über längere Zeit merken viele Unternehmen, dass viel Geld gespart werden kann, indem unnötige Wege vermieden werden können. Und gut für die Umwelt ist es ebenfalls. Dienstlich um die Welt zu jetten gehört wohl bald dem vergangenen Jahrzehnt an. Oder um ein berühmtes Zitat anzubringen: Es ist ein kleiner Schritt für den Einzelnen und ein großer Schritt für die Menschheit.

Welche Möglichkeiten bieten sich aus Ihrer Sicht überhaupt, Videos im Content Marketing einzubinden?

Susanne Rodeck: Generell ist es schon einmal sehr sinnvoll, auf Videocontent zu setzen. Denn Videoinhalte sind auch nach 72 Stunden noch im Gedächtnis und bleiben damit deutlich länger im Bewusstsein als reine Bilder oder Text. Auch wird Video-Content deutlich lieber konsumiert als lange Texte. Die Art der Videoinhalte richtet sich nach dem Ziel des Unternehmens, seiner Zielgruppe und seiner angestrebten Außenwahrnehmung. Somit muss die Videostrategie in jedem Fall individuell ausgewählt werden. Wenn ein Unternehmen nach Arbeitskräften sucht, bietet sich ein Recruitingvideo mit Realfilm an, um einen Einblick in das Unternehmen zu geben und die zukünftigen Kollegen vorzustellen. Um Produkte zu präsentieren, eignen sich Produktvideos im Realfilm oder animierte Erklärvideos, wenn Sie komplexe Sachverhalte darstellen und Betriebsweisen oder Dienstleistungen erklären wollen. Interviews, Tutorials, Webinare und Screencasts dürften vor allem für Beraterunternehmen oder Bildungseinrichtungen interessant sein. Sachverhalte und Handlungsanweisungen können live erklärt werden aber auch dauerhaft online gestellt werden oder wie bezahlte Schulungen passwortgeschützt und nur für ausgewählte User sichtbar sein.

Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt. Fakt ist, dass Videos immer lieber gesehen werden und Informationen oder Werbebotschaften viel effektiver vermitteln können, denn Audiovisuelles wird 60.000mal schneller verarbeitet, als reine Textbotschaften.

Was braucht ein Unternehmen, um ein Schulungsvideos oder Webinar selber zu produzieren und um gute digitale Kommunikation zu gewährleisten?

Susanne Rodeck: Aus unserer Sicht sind Schulungen und Webinare immer auch eine Form der Außenwirkung. Sie gehen auch nicht in Jogginghose mit dem Kunden ins Gespräch, zumindest nicht bei persönlichen Gesprächen vor Ort. Auf das Digitale übertragen, bedeutet das, Sie sollten auf eine gute Bildqualität und vor allem einen guten Ton achten, damit die Kunden Sie einwandfrei verstehen können. Es sollte als erster Schritt in gute Technik investiert werden, denn dies ist eine Investition in die Zukunft. Außerdem brauchen Sie eventuell ein Tool, um Ihren Bildschirm zu filmen.

Zu guter Letzt gibt es zahlreiche Online-Anbieter für den Upload oder für Live-Webinare. Hierbei ist es wichtig, zu schauen, was einfach für Sie, Ihre Mitarbeiter und Ihre Kunden einfach zu bedienen ist und was eventuell Chat- und Interaktionsmöglichkeiten anbietet. Außerdem ist ein Daten-Upload hilfreich, wenn Sie Dokumente austauschen wollen und natürlich ist der Datenschutz ein Thema für eine vertrauliche Kommunikation mit Ihren Kunden.

Was bieten Sie konkret an, um Unternehmen im Digitalisierungsprozess zu unterstützen?

Susanne Rodeck: Wir unterstützen unsere Kunden durch Beratung für ein Webinar-Setup, was auf Ihre Zwecke zugeschnitten ist. Wir richten dieses für unsere Kunden ein und bieten eine Schulung zur Benutzung an. Bereits vor der Krise haben wir Live-Webinar-Setups für Kunden mit internationaler Kundschaft einrichten. Das spart dem Unternehmen einige Flug- und Fahrtwege, da es nun seine technischen Geräte und deren Bedienung auch auf digitalem Weg erklären kann.

Außerdem erstellen wir Produkt- Image- Erklär- und Recruitingvideos für die Außenwahrnehmung von Unternehmen. Damit diese Videos optimal eingesetzt werden, bieten wir Beratung zu Einbindung auf der Webseite und auf Social-Media-Kanälen an. Mit gezielter Platzierung im Online-Videomarketing können auch Kampagnen gefahren werden, um aktiv Interessenten anzusprechen und die Zielgruppe zu erreichen.
Kurzum: wir bieten ein Komplett-Paket an, natürlich immer in Absprache mit dem Kunden, damit es optimal auf das Unternehmensziel zugeschnitten ist.

Was können Sie Ihren Kunden zur Finanzierung anbieten?

Susanne Rodeck: Wir sind seit Kurzem bei den Programmen go-digital und der Förderung durch das BAFA registriert. Mit go-digital können bis zu 50% des Projektvolumens erstattet werden. Bei der Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wird seit dem 03.04.2020 für von der Corona Pandemie betroffene Unternehmen der volle Betrag für Beratungsleistung erstattet. Dies kann bis zu 4000€ für mittelständische und kleine Unternehmen ausmachen. Es lohnt sich also, gerade jetzt in Bewegtbild zu investieren.

Social Media und Videos: Da auf den unterschiedlichen Plattformen unterschiedliche Arten von Videoformaten unterstützt werden bzw. gut ankommen, so stellen sich die Fragen: welche Kanäle werden favorisiert? Wo lehnen die Nutzer Werbung eher ab, wie lang sollte ein Video sein und was ist dessen vorrangiges Ziel?

Susanne Rodeck: Sind wir ehrlich: Marketing und Werbung hat in der Bevölkerung einen eher negativen Ruf. Allerdings wird Werbung vor allem abgelehnt, wenn sie plump oder zu aufdringlich ist. Schafft sie es, Emotionen oder Witz zu transportieren, wird sie gern konsumiert. Außerdem ist es dank moderner Marketingstrategien möglich, Werbung lediglich für Nutzer auszuspielen, die Interessen im jeweiligen Themengebiet haben. So kann man zum Beispiel Stellenanzeigen für IT-ler gezielt an Master-Informatik-Studenten ausspielen oder auch an Informatiker, die einige Jahre Berufserfahrung haben. Das ist praktisch für die Nutzer und auch für die Unternehmen.

Es ist nicht nur eine Frage des Kanals sondern des Videos selbst. Ein paar Fakten lassen sich dennoch zur Optimierung nennen: Je kürzer desto besser, sonst schalten die Zuschauer in der Mitte ab oder scrollen weiter. Am besten ist eine Dauer von 1-2 Minuten. Die Botschaft sollte verständlich und unterhaltsam sein, damit die Nutzer nicht verwirrt oder gelangweilt werden. Und das Video sollte auf das Knowhow und die Interessen der Zielgruppe zugeschnitten sein und sie vor ihrem digitalen Endgerät abholen.

Zu guter Letzt: Welche Online-Tools benutzen Sie und Ihre Mitarbeiter?

Susanne Rodeck: Bei uns hat sich nicht vieles geändert. Wir nutzen ein Kunden-Management-Tool, um Aufträge zu ordnen, Angebote zu erstellen und Projekte zu bearbeiten. Außerdem haben wir seit einigen Jahren einen Online-Datenpool, der für die Mitarbeiter freigeschaltet ist. Statt persönlicher Absprachen nutzen wir nun Videoanrufe. Es ist immer gut zwei Alternativen zu haben, denn wir alle wissen zu gut, dass Technik nicht immer so funktionieren will wie man es plant. Hinzu kommen natürlich die gängigen Kommunikationsmittel E-Mail und Telefon.

Was möchten Sie Unternehmern abschließend raten?

Susanne Rodeck: Als erstes einmal ist es wichtig, sich und seine Mitarbeiter zu schützen, auf sich zu achten und die zusätzliche Belastung der Ungewissheit und Isolation mit einzubeziehen und auf das eigene Empfinden zu hören. Danach kann ich nur empfehlen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gegenseitige Solidarität ist momentan das Wichtigste und es ist völlig in Ordnung, Hilfsangebote anzunehmen.
Eine digitale Aufstellung und Videoerstellung ist zunehmend wichtiger und ich rate allen Unternehmern, auch für die Zukunft, sich digital aufzustellen. Die Zeiten sind schwer, aber sie bieten auch die Möglichkeit, innezuhalten, sich umzustrukturieren, zu sammeln und neu zu positionieren.
Natürlich hoffen wir für alle Unternehmen das Beste und wünschen Ihnen, dass sie gut durch die momentane Situation kommen und idealerweise neue Perspektiven für sich und ihr Unternehmen finden.