Dr. Klaus Lodigkeit, LL. M. ist ein ausgewiesener Spezialist im Internetrecht, IT-Recht und Medienrecht. Er ist seit ĂŒber 15 Jahren in diesen Gebieten hoch spezialisiert tĂ€tig. Mit seosupport unterhielt sich Dr. Klaus Lodigkeit ĂŒber die ZusammenhĂ€nge und Besonderheiten im Internet-Recht, ĂŒber die aktuellen Entwicklungen im IT- und Medienrecht und ĂŒber die Bedeutung der digitalen Reputation.
Herr Dr. Lodigkeit, Sie sind Rechtsanwalt, was genau machen Sie eigentlich?
Dr. Klaus Lodigkeit: Wir beraten Unternehmen aus den Branchen Medien, IT und Internet â oder solche, die mit den Branchen zu kĂ€mpfen haben. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die digitale Reputation. Wir gehen gegen den schlechten Ruf im Internet vor. Es gibt immer wieder Neider und Kampagnen, die extrem geschĂ€ftsschĂ€digend sein können. Hier haben wir schon in unzĂ€hligen FĂ€llen helfen können, auch vor Gericht, auch mit einem vollen Obsiegen gegen Google beispielsweise (jĂŒngst LG Hamburg 324 o 99/21) oder auch gegen AnwĂ€lte sogar, die es eigentlich wissen mĂŒssen. Ebenso konnten wir eine umfangreiche Negativkampagne gegen ein Unternehmen der öffentlichen Hand beseitigen, auch hierzu gibt es ein Potpourri von positiven Gerichtsentscheidungen. Ferner geht es um Firmen, rund um das Thema IT und Wettbewerb. Denen helfen wir etwa bei der Vertragsgestaltung und der Ausgestaltung von Kampagnen. Das Datenschutzrecht erfordert erhöhten Beratungsbedarf bei vielen Unternehmen. Hier helfen wir gern, um teure BuĂgelder fĂŒr unsere Mandanten zu vermeiden. Spannend ist es auch, unsere Mandanten bei ihren neuen E-Commerce-Projekten von der Idee bis zur Umsetzung rechtlich zu betreuen.
Was hat Sie motiviert Rechtsanwalt zu werden?
Dr. Klaus Lodigkeit: Es waren sicherlich nicht die Anwaltsserien aus den USA. Die gab es zum Entscheidungszeitpunkt hierzulande noch gar nicht.  Ein gewisses Gerechtigkeitsempfinden und die vielfĂ€ltigen Möglichkeiten, sich zu spezialisieren, haben zu meiner Berufswahl gefĂŒhrt. Als Anwalt erhalte ich einen groĂen Einblick in verschiedene gesellschaftliche Bereiche. Sein Wissen anzubieten und den Mandanten zum Teil auch beim wirtschaftlichen Ăberleben zu helfen, sind wesentliche GrĂŒnde fĂŒr meine TĂ€tigkeit. Der Beruf bietet bei jeden neuen Mandant immer wieder die Möglichkeit, der Gerechtigkeit zumindest ein StĂŒck nĂ€her zu kommen.
War es fĂŒr Sie immer klar, sich auf IT und Medienrecht zu fokussieren oder hatten Sie auch einmal andere PlĂ€ne, wie sich Ihr Kanzleischwerpunkt weiterentwickeln sollte? Was hat Sie bei den Themen IT und Medien fasziniert?
Dr. Klaus Lodigkeit: Der Kanzleischwerpunkt stand seit 1997 fest. Wie so Viele – meines Jahrgangs – hatte ich mit dem C 64 Commodore angefangen und einen Informatik-Kurs in der Schule belegt. Dann wiederum wurde an der UniversitĂ€t das Thema IT und Medien eher stiefmĂŒtterlich behandelt. Bei einigen Kursen durch AnwĂ€lte wurde mir der Bereich nĂ€her gebracht und mein Interesse am TĂ€tigkeitsfeld geweckt. Bei der ersten IT-AnwĂ€ltin in Hamburg fing ich dann 1997 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an. Kein Arbeitsfeld ist so breit, wie das IT- und Medienrecht. Dazu gehört insbesondere das Hard- und Software-Recht, das E-Commerce-Recht, das Vertragsrecht, das Datenschutzrecht und die Datensicherheit.
Welche Stationen Ihres Bildungsweges waren fĂŒr Ihre heutige TĂ€tigkeit von besonderem Gewicht?
Dr. Klaus Lodigkeit: PrĂ€gend war natĂŒrlich auch mein zweijĂ€hriger Aufenthalt in den USA. Hier habe ich bei dem leider viel zu frĂŒh verstorbenen Professor Raymond Nimmer studiert, einem fĂŒhrenden âIT-Lawyerâ der USA, Autor unzĂ€hliger IT-RechtsbĂŒcher, der u. a. den Uniform Computer Information Transactions Act (UCITA) mitgestaltete. Unter ihm schrieb ich auch meine Magister Arbeit ĂŒber âIntellectual Property Rights in Computer Programs in the USA and Germanyâ. Danach folgte noch eine Anstellung bei der Kanzlei Brown & Sims als Trainee Lawyer, hierdurch bekam ich einen guten Einblick in das Prozessrecht. Den allerersten Eindruck in das Medienrecht bekam ich aber durch meinen Doktorvater, Prof. Marian Paschke, der auch das unter Juristen bekannte Standardwerk zum Medienrecht veröffentlicht hat.
Was ist das Besondere am Internet-Recht?
Dr. Klaus Lodigkeit: Eine sich immer verĂ€ndernde Materie, die sich von einer Randmaterie in den 1990er Jahren hin zu einer Art Hauptfach fĂŒr Juristen entwickelt hat. Denn im wirtschaftlichen Leben ist E-Commerce nicht mehr zu wegzudenken.
Interessant dabei ist, wie schnell ein Unternehmer im Internet groĂ werden kann, und wie Recht und Reputation und SEO dabei helfen können. Die Interessen unserer Mandanten zu schĂŒtzen, ist die wichtigste Aufgabe unserer Kanzlei.
Als Querschnittsgebiet umfasst das IT-Recht â wie kein anderer Bereich â verschiedenste Rechtsgebiete. Dazu gehören unter anderem Zivilrecht, Marken-/Domain-Recht, Telekommunikationsrecht, öffentliches Recht (Datenschutzgrund-Verordnung, IT-Vergabe), Gesellschaftsrecht. Dabei freuen wir uns, unsere Expertisen und Erfahrung fĂŒr unsere Mandanten einzusetzen.
Das Rechtsgebiet Ă€ndert sich fortwĂ€hrend. Denn technologische Fortschritte erfordern rechtliche Antworten. Ein Bespiel ist die Entwicklung im Bereich der KĂŒnstlichen Intelligenz. Kaum ein Unternehmen kann auf ChatBots oder Ă€hnliches mittlerweile verzichten. Auch dazu beraten wir unsere Mandant umfangreich.
Wie haben Sie denn Ihre ersten Mandanten gewonnen? Was waren dabei Ihre gröĂten Ăberraschungen?
Dr. Klaus Lodigkeit: Im Freundes- und Bekanntenkreis warteten bereits die ersten FĂ€lle. Ich hatte Freunde, die Firmen hatten. Wie so viele Unternehmer hatten aber auch die ihre HausanwĂ€lte und setzen stillschweigend einen ersten Erfolg voraus, damit sie wechseln. Der kam im Wettbewerbsrecht. Und so entwickelten sich langjĂ€hrige Mandate. Besonders im Zivilverfahren besteht ein mentaler Druck aufgrund von Fristen und Pflichten fĂŒr unsere Mandanten zu erfĂŒllen.
Können Sie uns ganz bestimmte typische Probleme nennen, die Ihre Klienten haben?
Dr. Klaus Lodigkeit: Wir begleiten unsere Mandanten bei neuen IT-Projekten von der ersten Idee bis hin zur Realisierung. Dabei schĂŒtzen wir die Interesse der Mandaten im Internet. Der Schutz der Reputation im Internet ist eine Frage der Existenz fĂŒr unsere Mandanten. Daher gehen wir dabei sorgsam und zĂŒgig vor.
Der Beratungsbedarf hinsichtlich datenschutzrechtlicher Fragestellungen ist sehr hoch. Dort helfen wir unseren Kunden Fehler zu vermeiden und ihre Interesse auch auĂergerichtlich durchzusetzen.
E-Commerce erfordert eine Anpassung von VertrÀgen oder die Erstellung von VertrÀgen. Dazu zÀhlen beispielsweise Software- oder Influencer-VertrÀge.
Es gibt ĂŒber 165.000 zugelassene RechtsanwĂ€ltinnen und RechtsanwĂ€lte in Deutschland. Anhand welcher Indizien erkennt man eine gute Rechtsanwaltskanzlei? Was zeichnet Ihrer Ansicht nach eine/n gute/n Rechtsanwalt/in aus?Â
Dr. Klaus Lodigkeit: Eine gute Kanzlei âlebtâ von einer Fachanwaltschaft und einer umfangreichen Spezialisierung. Wichtig dabei sind gute Fachinformationen im Internet und umfangreiche Prozesserfahrung. Erfolgreich gefĂŒhrter Prozesse sind das âAushĂ€ngeschildâ einer Kanzlei. Der Rechtsstreit und die Anwendung des aktuellen Rechts ist fordernder und anspruchsvoller als die Anwendung des aktuellen Rechts in der auĂergerichtliche Beratung. Ein guter Rechtsanwalt kann nicht nur die rechtlichen Probleme der Mandanten analysieren, sondern kann diese dem Mandanten erlĂ€utern und seine Interesse auĂergerichtlich und gerichtlich durchzusetzen. Dabei gehen rechtliche und kommunikative FĂ€higkeit âHand in Handâ.
Welche Qualifikationen bzw. welche Soft Skills sind fĂŒr eine anwaltliche TĂ€tigkeit im Bereich des IT- und Medienrechts vorteilhaft bzw. notwendig?Â
Dr. Klaus Lodigkeit: Ohne umfangreiche IT-Kenntnisse kann der Anwalt im IT- und Medienrecht nicht bestehen. Dabei ist Interesse an technischen Voraussetzungen sicher sehr hilfreich, um Mandanten beispielsweise im Bereich der Software-Entwicklung helfen zu können. Die Fachanwaltschaften sind wichtig, um hinsichtlich der rechtlichen Herausforderungen bestehen zu können. Hierbei kann auch ein vertiefendes Masterstudium helfen.
Kommunikative FÀhigkeiten und Kenntnisse der Fachkultur der IT-Branche sind wichtige Voraussetzungen, um bei der Mandantschaft, Gerichten und GeschÀftspartnern erfolgreich zu sein.
Was sind die aktuell spannendsten Fragen im Bereich IT und Medien aus Ihrer Sicht?
Dr. Klaus Lodigkeit: Es gibt drei spannende Entwicklungen.
- Neue Technologien hinsichtlich autonomen Fahrens oder KĂŒnstlicher Intelligenz fĂŒhren zu brandaktuellen Fragestellungen, u.a. im Bereich des Zivilrechts, insbesondere des Deliktsrechts, bzw. des Ăffentlichen Rechts, bspw. des Datenschutzrechts.
- Die aktuelle Rechtsprechung fĂŒhrt zu einer Ausweitung des Urheberrechts in Softwareprozessen. Dabei mĂŒssen Auftraggeber sehr aufpassen, auch hierbei beraten wir unsere Mandanten.
- Zudem kritisiert die Rechtsprechung die Monopolstellung von Giganten wie Amazon. Dazu gibt es brandneue aktuelle Urteile hierzu. Deutsche Gerichte wagen sich etwas.
Was ist Ihr Rezept, um ĂŒber eine lange Zeit erfolgreich zu sein?
Dr. Klaus Lodigkeit: Dazu gehört Interesse an neuen Technologien und den damit verbundenen rechtlichen Problemen. Wichtig ist dabei, die aktuelle Judikatur immer im Auge zu behalten. Oberstes Erfolgsrezept ist eine gelungene Kommunikation mit den Kunden.
Bei der Ăbernahme von Mandaten ist es wichtig, nur die FĂ€lle zu ĂŒbernehmen, die man auch ĂŒbernehmen will und kann. Entscheidend ist hierfĂŒr eine gute Kommunikationsbasis mit den Mandanten.
Was wĂŒrden Sie jungen Menschen raten, die sich fĂŒr eine Karriere als RechtsanwĂ€lte im IT- und Medienrechte interessieren?Â
Dr. Klaus Lodigkeit: Interesse an technologischen Entwicklungen sowie an diversen Fragestellungen im Bereich des Zivilrechts und Ăffentlichen Rechts sind ratsam. Daneben sollte im Schwerpunkt die richtige Wahl getroffen werden. Im Rahmen von Praktika bei Unternehmen und Kanzleien sollten die erworbenen Rechtskenntnisse durch die Praxis âabgerundetâ werden.
Welche Schnittmengen sehen Sie zwischen Ihnen als Fachkanzlei und uns als Unternehmen fĂŒr digitale Reputation?
Dr. Klaus Lodigkeit: Die Steuerung der digitalen Reputation hĂ€ngt auch fast automatisch mit der Abwehr von Reputationsverletzungen zusammen. Ohne eine digitale IdentitĂ€t kann heute kein Unternehmen mehr existieren. Der âKampf um Kundenâ in diesen Bereich ist sehr hoch. Dabei sollte aktiv gegen âNegative Campaigningâ vorgegangen werden. Insofern kann man hier verzahnt zusammenwirken.
Blitzfragen:
HĂ€tten Sie heute einen Beruf weit ab von einer juristischen TĂ€tigkeit â welcher wĂ€re das?
Dr. Klaus Lodigkeit: Pilot
Welche geniale GeschÀftsidee erleichtert Ihnen die alltÀgliche Arbeit?
Dr. Klaus Lodigkeit: Ihre Apps!
Gibt es eine Persönlichkeit, die Sie besonders in Ihrem beruflichen Leben inspiriert (hat)?
Einige Selfmade-Personen.
Welche Medien nutzen Sie, um auf dem Laufenden zu bleiben oder sich zu inspirieren?
Dr. Klaus Lodigkeit: Alle!
Vielen Dank fĂŒr Ihre Zeit und das Interview, Herr Dr. Lodigkeit!